Jugendsozialarbeit stärken durch Übernahme in die Stadtverwaltung

03.07.2021

Gemeinsamer Antrag von CDU, LMU und SPD im Gemeinderat – Ergebnis zahlreicher Fachgespräche in den vergangenen Monaten

Mühlacker. Gezielte Hilfen für Kinder und Jugendliche in Mühlacker sind gerade nach der Pandemie besonders notwendig: Aus diesem Grund muss die Stadt bei der Jugendsozialarbeit für ihr Geld mehr zu sagen und auch das entscheidende Wort haben. Das ist zentrale Aussage eines gemeinsamen Antrages, den die Fraktionsvorsitzenden Günter Bächle (CDU), Klemens Köberle (LMU) und Jürgen Metzger (SPD) am Freitag eingebracht haben. Das Anliegen ihrer Fraktionen: „Die Jugendsozialarbeit stärken durch Übernahme in die Stadtverwaltung.“

Damit setzen die drei Fraktionen ihre in einer Gemeinderatssitzung im vergangenen Jahr geäußerte Ankündigung um, einen eigenen Vorschlag für ein durchgängiges Konzept für die Jugendsozialarbeit zu erarbeiten. Das sei in den vergangenen Monaten im Rahmen vieler Fachgespräche geschehen, so die Fraktionen in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Was die beste Lösung ist, sei in einer Arbeitsgruppe der Fraktionen unter anderem mit Fachleuten aus der Jugendsozialarbeit diskutiert worden, dem Oberbürgermeister und zweier Amtsleiterinnen der Stadt, aber auch mit der Kämmerin der Stadt Vaihingen, bei der es die jetzt für Mühlacker beantragte Lösung schon gebe. Zudem seien die Meinungen von jungen Leuten eingeholt worden.

„Nach langer und intensiver Diskussion haben die drei antragstellenden Fraktionen CDU, SPD und LMU, zusammen mit externem Sachverstand einen zukunftsweisenden Antrag auf den Weg gebracht“, betont Klemens Köberle für die LMU. Dabei gehe es ausschließlich darum, die Situation von Kindern und Jugendlichen in unserer Heimatstadt nachhaltig zu verbessern. Dazu gehöre eine durchgängige und übergreifende Struktur unter der Leitung eines Stadtjugendpflegers, die bei der Stadtverwaltung angesiedelt ist und wie sie in vielen Städten schon seit längerer Zeit erfolgreich etabliert sei.
Die direkte und flexible Koordination zwischen den Bereichen Schulsozialarbeit, aufsuchende Jugendarbeit/Streetwork und Jugendhaus/Jugendräumen, aber auch den Vereinen mit Jugendarbeit in Mühlacker, sei sicher einer der Schwerpunkte in diesem ambitionierten Projekt, so Joachim Stretz und Dr. Angelika Denzler von der LMU. Es ist auch klar, dass sich die zukünftige städtische Jugendarbeit nicht von jetzt auf nachher umsetzen lässt, sondern ihre Zeit für eine gute Entwicklung brauche.
Der SPD-Gemeinderatsfraktion ist es wichtig, dass die Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen bei der Stadtverwaltung zusammengeführt wird, betont Jürgen Metzger. Es finde derzeit keine Koordination der verschiedenen Ansätze statt. Eine solch breit gestreute Trägerlandschaft erschwere eine koordinierte Arbeit erheblich.

„Wichtig erscheint uns auch, dass der Gemeinderat in die Entscheidungen der Verwaltung eingebunden wird, um steuernd eingreifen zu können.“ Die Installation eines Stadtjugendpflegers und die Schaffung einer entsprechenden Stelle im Stellenplan 2022 seien Grundvoraussetzung, um in dem Thema Fahrt aufnehmen zu können, ergänzte seine Fraktionskollegin Elli Marx: „Und wir wollen Fahrt aufnehmen bei dem wichtigen Thema.“ Die Stadt beschäftige bisher kein pädagogisches Fachpersonal auf der Führungsebene. Gleichzeitig seien die verschiedenen Ansätze auf drei Träger verteilt.

Die Stadt Mühlacker investiere viel in ihre Jugendsozialarbeit, namentlich in den Bereichen mobile Jugendarbeit/aufsuchende Jugendsozialarbeit, offene Jugendarbeit, Kindersozialarbeit und Jugendsozialarbeit an Schulen, so CDU-Fraktionssprecher Günter Bächle. Für die Stadt gelte, zukünftig in allen Bereichen der Sozialarbeit für Kinder und Jugendliche selbst lenkend Ziele und Richtung vorzugeben. „Eine durchgehende Vernetzung in diesem Bereich in der Organisation der Stadt ist einzig zielführend.“ Aus bisherigen Sach- würden nun Personalkosten. Die Gespräche mit der Spitze der Stadtverwaltung hätten auch gezeigt, dass die Größenordnungen ähnlich seien.

Deshalb sollen, so Wolfgang Schreiber und Bernd Obermeier, die für die CDU auch an den zahlreichen Gesprächsterminen teilnahmen, verschiedene Ansätze der Jugendsozialarbeit in Mühlacker künftig unter dem Dach der Stadtverwaltung zusammengeführt, koordiniert und weiterentwickelt werden, um die Jugendarbeit zukunftsfähig und bedarfsgerecht auszugestalten. Der Prozess sollte schrittweise umgesetzt werden und in etwa eineinhalb Jahren mit einem Konzept und einer aktualisierten Sozialraumanalyse abgeschlossen sein.

Gleichzeitig legten die Fraktionen eine detaillierte Eckpunkte-Liste zur praktischen Umsetzung vor, an dem der Stadtjugendpfleger von Markgröningen, Frank Becker aus Lienzingen, als Fachmann mitgearbeitet habe. Zu den Punkten gehören:

• Erarbeitung einer Aufgaben- und Stellenbeschreibung für die Stelle einer kommunalen Jugendpflege der Stadt Mühlacker. Mit Besetzung der Stelle übernehme, so das Konzept, die Stadtjugendpflege die Dienst- und Fachaufsicht über das etwa zehnköpfige Personal.

• Parallel hierzu müssen die Verträge mit den betreffenden Trägern gekündigt werden. Zeitgleich muss mit dem vorhandenen Personal und den jetzigen Trägern verhandelt werden, ob eine Übernahme des Personals möglich und gewünscht ist.
• Wo dies nicht möglich oder gewünscht ist, sind die entsprechenden Stellen auszuschreiben.

• Die von den bisherigen Trägern unterhaltenen Räumlichkeiten sollten möglichst weiter – dann von der Stadt - angemietet werden.

• Die Stadtverwaltung soll einen Vorschlag für einen begleitenden Arbeitskreis Jugendarbeit vorlegen.


Die derzeit geleisteten personellen und finanziellen Mittel für die Jugendsozialarbeit in Mühlacker würden - im Sinne einer am Gemeinwesen orientierten Ausrichtung – nach Umsetzung der Eckpunkte des Antrags stärker an den aktuellen und zukünftigen Belangen aller im Gemeinwesen Agierenden eingesetzt und koordiniert. Durch eine stärkere Kooperation, Vernetzung und Absprache unter den Beteiligten sollen so Synergieeffekte erzielt werden, die den Kindern und Jugendlichen zugutekommen. Das werde insbesondere auch nach der Corona-Pandemie besonders wichtig sein, so die Überzeugung der Ratsfraktionen von SPD, LMU und CDU.

 

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