Stadtarchiv: Erste Inventarliste der CDU-Bestände überreicht

22.03.2020

CDU Mühlacker im Archiv – „Gedächtnis der Stadt“ - Fast 900 laufende Meter Archivalien - Kernstadt und Stadtteile - Aktenordner von Stadtverband und Ratsfraktion ausgewertet – Nachfrage wegen Höhenstraße

Archivleitern Marlis Lippik erläutert Aufgabe und Arbeit der städtischen Einrichtung Peter Feuchter, Dieter Eberle, Kreisrat Dr. Peter Napiwotzky, Frank Kocsis, Ulrich Stüber, Kristina Somlai sowie den Stadträten Theo Bellon und Günter Bächle (von links).zoom
Archivleitern Marlis Lippik erläutert Aufgabe und Arbeit der städtischen Einrichtung Peter Feuchter, Dieter Eberle, Kreisrat Dr. Peter Napiwotzky, Frank Kocsis, Ulrich Stüber, Kristina Somlai sowie den Stadträten Theo Bellon und Günter Bächle (von links).

 Mühlacker. Vor drei Jahren überließen Stadtverband und Gemeinderatsfraktion der CDU Mühlacker einen Stoß Aktenordner dem Stadtarchiv, das auch die Arbeit politischer Parteien auf lokaler Ebene dokumentieren will. Nach der SPD gibt es nun ebenfalls Bestände der örtlichen Christdemokraten, strukturiert gelagert in fünf Kartons.
Stadtverbandsvorsitzender und Kreisrat Dr. Peter Napiwotzky und der Sprecher der CDU-Gemeinderatsfraktion, Günter Bächle, informierten sich, kurz vor der wegen der Corona-Krise verhängten Sperre, mit weiteren Mitgliedern bei Archivleiterin Marlis Lippik über die Aufarbeitung der Bestände. Sie umfassen die Zeitspanne von 1956 bis 2004. Darunter sind unter anderem Briefe, Wahlprospekte und -ergebnisse, Protokolle, Anfragen an die Verwaltung, aber auch ein Schriftverkehr mit dem damaligen Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Lothar Späth, von 1974 zur Gemeindereform oder mit dem Bundestagsabgeordneten Lutz Stavenhagen 1982 wegen Tieffluglärm.
„Wesentliche Teile der kommunalpolitischen Arbeit von Mühlacker Parteien und Fraktionen zu dokumentieren, ist auch Aufgabe des Stadtarchivs“, sagte Lippik, die den CDU-Vertretern die erste, von Archivmitarbeiterin Sandra Schuster gefertigte Inventarliste der CDU-Bestände überreichte. „Für uns ist aber auch wichtig, über die Arbeit des Stadtarchivs Näheres zu erfahren“, sagte Dr. Peter Napiwotzky und Stadtrat Günter Bächle sprach vom „Gedächtnis der Stadt“, das für künftige Generationen in Mühlacker wertvoll sei.
Neugierig auf die Bestände des Archivs machte Marlis Lippik mit einem Blick auf die älteste Errungenschaft der städtischen Einrichtung: das zehn Zentimeter dicke Amtsbuch aus dem Jahr 1643 aus Mühlackers Stadtteil Mühlhausen. Die Besonderheit liege darin, dass der Band mit bedrucktem Pergamentpapier aus alten Kirchenbüchern eingebunden sei. In dem Amtsbuch sei unter anderem aufgelistet, wer wann welche Steuern und Abgaben zu leisten hatte. Im Archiv werden auch sämtliche Gemeinderatsprotokolle Mühlackers und der früher selbstständigen Gemeinden, die jetzt Ortsteile der Stadt sind, aufbewahrt.
Der frühere Stadtrat Dieter Eberle interessierte sich bei dem Besuch aus aktuellem Anlass für das Protokoll der Sitzung des Gemeinderats von Dürrmenz-Mühlacker, in dem der Beschluss von Ende Dezember 1929 festgehalten ist, dem Süddeutschen Rundfunk fünf Hektar Flächen auf der Illinger Höhe für den Bau des Großsenders Mühlacker kostenlos zu überlassen und auch die Erschließung des Geländes auf Gemeindekosten vorzunehmen. Wie Lippik berichtete, war die Zustimmung im Rat überwältigend. Nur Gemeinderat Paul Strobel habe es wohl geahnt, welche Probleme später auftreten könnten. Als einziger habe der Straßenbahnschaffner und Sozialdemokrat dagegen gestimmt. Nicht, weil er etwas gegen den Sender gehabt hätte. „Ihm fehle eine Vertragsbestimmung, nach welcher das von der Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellte Areal im Falle der Aufgabe des Unternehmens wieder in das Eigentum der Gemeinde zurückfalle“, zitierte Lippik. „Mit kurzen, bestimmten Worten“ habe sich der Aufsichtsratsvorsitzende der Rundfunk AG gegen dieses Verlangen gestellt. „Gemeinderat Strobel bleibt dennoch auf seiner ablehnenden Haltung“, notierte der Ratsschreiber wie Lippik vorlas. „Ein Gemeinderat mit Weitsicht, denn eine solche Regelung hätte uns aktuell geholfen“, kommentierte Günter Bächle.
Fotos vom ersten Sendeturm, aus Holz gebaut, stießen genauso auf großes Interesse, wie vom Areal der früheren Areals der Firma Friedrich Schüler in der Goldshalde, auf dem heute Wohnhäuser und die Sporthalle im Lindach stehen, sowie weitere Luftaufnahmen, die zeigen, wie sich die Kernstadt verändert hat. Das Stadtarchiv hüte große Schätze, lobten die Christdemokraten. Das Archiv müsse auch räumlich und personell entsprechend ausgestattet sein.
„Wir verstehen uns als Dienstleister nach innen für die Verwaltung, aber auch nach außen für die Öffentlichkeit“, sagte Lippik. So bestehe derzeit aus beiden Bereichen eine große Nachfrage nach Plänen, Satzungen und Ratsprotokolle zur Höhenstraße in Enzberg. Hintergrund seien die Diskussionen über die Höhe der von den Anliegern zu tragenden Kosten eines Ausbaus der Straße.
In den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres 2020 seien von Benutzern 474 Archivalien nachgefragt worden, davon zwei Drittel von Externen. Überwiegend interessiert hätten Fotos und Akten. Aus den Stadtteilen seien es 29 Nutzer gewesen, so fast 38 Prozent aus Lienzingen, 24 Prozent aus Enzberg und 20 Prozent aus Großglattbach.
Das Archiv beherberge fast 55.000 Fotos, davon 11.500 in digitaler Form, zudem fast 900 laufende Meter Archivalien, unter anderem rund 1500 Karten und Pläne, 113 Meter laufende Meter Bibliothek, 160 laufende Meter Zeitungen und 2780 Plakate sowie 100 Grafiken, Stiche und Gemälde. Zur Digitalisierung sagte Lippik, 15 Jahrgänge Zeitungen seien elektronisch erfasst. Die Stadt habe digitale Speicherkapazitäten beim Landesarchiv angemietet. Die digitale Erfassung von Beständen sei ungemein zeitaufwändig und werde Jahre dauern.

Marlis Lippik öffnet den CDU-Fundus.zoom
Marlis Lippik öffnet den CDU-Fundus.
Einer von fünf Kartons mit dem CDU-Funduszoom
Einer von fünf Kartons mit dem CDU-Fundus
 

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