12.01.2025
Denkmalschutz, Brandschutz sowie Baurecht und Wünsche nach modernem Wohnambiente in Einklang gebracht - CDU-Fraktion auf Besichtigung
Mühlacker-Lienzingen. Die CDU-Gemeinderatsfraktion besichtigte das von ihr als bemerkenswert bezeichnete Bauprojekt der Familie Jung im Sanierungsgebiet „Ortskern Lienzingen II“. Über eineinhalb Jahre haben sie liebevoll die denkmalgeschützte Scheune aus dem Jahr 1562 saniert und zu einem modernen Wohnraum umgenutzt. „Ein weiteres Musterbeispiel, was sich aus einer alten Scheune machen lässt“, lobte Fraktionsvorsitzender Günter Bächle bei dem Lokaltermin in Friedenstraße 3.
Die Initiative für das Bauvorhaben ging der Wunsch voraus, bereits versiegelte Flächen zu nutzen, den Ortskern zu beleben und nachhaltig zu bauen, so Veronika Jung bei der Führung. Die Familie Jung demonstriere auf eindrucksvolle Weise, so die Fraktion in einer Mitteilung, wie man die Aspekte Denkmalschutz, Brandschutz sowie Baurecht und Wünsche nach modernem Wohnambiente in Einklang bringt – eine nicht immer einfache Aufgabe, wie sich bei der Besichtigung gezeigt habe. Etterdorf zu sein, bedeute auch Verpflichtung für die Stadt, sich entsprechend zu engagieren.
Das Ergebnis sei ein einzigartiges Wohnambiente mit nachhaltigen ökologischen Baustoffen, bei dem dennoch die uralte Substanz erhalten werden konnte. Familie Jung kann nur empfehlen, die bestehenden Möglichkeiten in den Ortskernen zu nutzen und appelliert an die öffentliche Hand, Bauherren, insbesondere junge Familien, die solche Projekte angehen, sowohl finanziell als auch durch den Abbau von übertriebenen bürokratischen Anforderungen zu unterstützen. Nur so könnten die ehrgeizigen ökologischen Ziele der Landes- und Bundesregierung im Bereich Bauen und Wohnen erreicht werden.
„Das beispielhafte Engagement der Familie Jung für Denkmalschutz, Nachhaltigkeit und innovative Wohnlösungen ist ein wichtiger Beitrag zur Stärkung unseres Ortskerns und regt dazu an, ähnliche Projekte in Angriff zu nehmen“, sagte Stadtrat Dr. Peter Napiwotzky. Sein Kollege Günter Bächle sagte, es sei durch vielfältige Anstrengungen auch aus dem kommunalpolitischen Bereich gelungen, den historischen Ortskern von Lienzingen zum zweiten Mal in das Sanierungsprogramm des Landes aufzunehmen. Es sei eher selten, dass ein Ortskern zweimal gefördert werde. Dadurch übernehme das Land 60 Prozent der Zuschüsse für denkmalpflegerische Aufwendungen privater Sanierungsvorhaben. Deshalb müsse der Gemeinderat mit der Verabschiedung der Sanierungssatzung den Weg freimachen für die Sanierungsvereinbarungen zwischen Stadt und sanierungswilligen Privaten. Die frühere Stadträtin Ursula Stierle, die selbst im Ortskern wohnt, appellierte an die Stadtverwaltung, den Punkt noch im Januar 2025 auf die Tagesordnung zu nehmen und Fördersätze vorzuschlagen, die den Baupreisentwicklungen entsprechen, also anzuheben.
Familie Jung wird in den nächsten Wochen in die frühere Scheune umziehen. Doch damit sei das Projekt nicht abgeschlossen. Denn der kleinere, vorgelagerte eingeschossige, giebelständige Fachwerkbau mit einer Dachgeschossebene unter einem Spitzboden stehe noch zur Erneuerung an. Die überblatteten Streben weisen, zitiert Günter Bächle aus der historischen Ortsanalyse des Regierungspräsidiums Karlsruhe von 2011 auf eine frühe Bauzeit hin, die durch dendrochronologische Untersuchungen für das Wohnhaus – Friedenstraße 3 - mit 1507 bestätigt werde. Es sei das drittälteste Haus in Lienzingen. Diese Hofanlage ist, ist in der Analyse zu lesen, prägender Bestandteil des Scheunenkranzes und des historischen Straßenzuges der Friedenstraße. Die typologisch und ortsgeschichtlich wichtige Hofanlage ist ein Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen, so die Denkmalsschützer. Diese Analyse war Grundlage für die Satzung, mit der der historische Ortskern des Etterdorfs unter Schutz gestellt worden sei.