In Sorge um die landschaftstypischen Steillagen

02.11.2016

Wenn die neue Trockenmauer mehr kostet als das Grundstück wert ist – CDU-Ratsfraktion denkt an Härtefallregelung – Kreisräte organisieren Lokaltermin an der Steige

Mühlacker-Mühlhausen. Was tun, wenn eine Natursteinmauer oberhalb der Zufahrt in den Stadtteil Mühlhausen – der Kreisstraße 4506 - einfällt und der Enzkreis auf eine Wiederherstellung drängt, während der Grundstückseigentümer sie nicht mehr für notwendig hält? Ein Konflikt, der jetzt an die beiden Mühlacker CDU-Kreisräte Günter Bächle und Wolfgang Schreiber herangetragen wurde. Sie organisierten einen Lokaltermin an der Steige mit Vertretern des Landratsamtes, das wegen Steinschlaggefahr auf der unten liegenden Strecke Tempo 30 anordnete. Mit dabei neben den zwei Initiatoren die Mitarbeiter der Straßenmeisterei und des amtlichen Naturschutzes, sowie betroffene Grundstückseigentümer und Mühlackers Bürgermeister Winfried Abicht.

Ein exemplarischer Fall stand im Vordergrund: Natursteinmauern im Gewann „Staigweingärten“ oberhalb der K 4506 – im vergangenen Jahrhundert erstellt, um Flächen für den Anbau von Weinreben zu erhalten. Doch heute ist der Bereich vorwiegend von Obstbau und Wiesen geprägt, die nach Meinung des betroffenen Eigentümers diese Natursteinmauern überflüssig machen. In manchen Grundstücken seien diese in den vergangenen Jahren eingestürzt oder sanierungsbedürftig geworden. Nun fiel auch seine Mauer ein: Der Eigentümer stellte sie in einer geringeren Höhe wieder her. Die Straßenmeisterei des Enzkreises verlangt aber eine für ihn kostspielige Wiederherstellung in der ursprünglichen Höhe mit der Begründung von Straßensicherheit, und findet Unterstützung beim Naturschutz der eigenen Behörde. Denn Trockenmauern seien typisch für die Hanglandschaft von Mühlhausen, die Fläche liege zudem im Landschaftsschutzgebiet „Enztalschlingen“. Die Fläche zu übernehmen, lehnte die Kreisverwaltung ab. Aber der Eigentümer ist Rentner, er fühlt sich finanziell überfordert.

Das ist nach Meinung von Stadt- und Kreisrat Wolfgang Schreiber ein generelles Problem. Im Bereich der Steillagen der Enztalschlingen, aber auch in den angrenzenden aufgelassenen Weinbergen seien immer mehr Trockenmauern sanierungsbedürftig oder bereits eingefallen, heißt es in einer Pressemitteilung der CDU-Gemeinderatsfraktion. Grundsätzlich bestehe eine Verpflichtung zum Erhalt der Einrichtung, aus verkehrsrechtlicher Sicht und wegen des Natur- und Landschaftsschutzes, so Schreiber. Über den Umfang komme es immer wieder zu Unstimmigkeiten mit den Behörden.

Der finanzielle Aufwand übersteige häufig den tatsächlichen Wert der Grundstücke. Die Bewirtschaftung der Weinberge werde schwierig, nicht nur der Mauern wegen, auch wegen des enormen Zeitaufwandes für die laufenden Arbeiten im Weinbau. Mehrheitlich würden die Weinberge der Steillagen von Freizeit- oder Nebenerwerbswengertern bewirtschaftet, sehr häufig handle es sich um ältere Personen, meist Rentner. Der Nachwuchs stehe nicht in ausreichendem Umfang parat, um die Kulturlandschaft weiter zu pflegen und zu bewirtschaften.

Bürgermeister Abicht verwies auf das Förderprogramm der Stadt Mühlacker, durch das bis zu 70 Prozent der Kosten von Sanierung oder Neuaufbau bezuschusst werden könnten. Je nach Situation könne die Förderung unterschiedlich hoch ausfallen, Zuschüsse gebe es für Material, Arbeitszeit und Logistik/Transporte. Trotz dieser Unterstützung, so Schreiber, bleibe noch ein nennenswerter Restbetrag am Besitzer hängen. Hier werde es trotz Ökopunkten und Förderprogrammen schwierig, die Steillagen in der jetzigen Form zu erhalten. „Wenn sich hier nicht weitere Möglichkeiten ergeben, könnte sich die Lage in den nächsten Jahren stark in Richtung Verfall und Verbuschung entwickeln.“

Käme man mit einer Härtefallregelung weiter? Das soll nun geklärt werden. Für die CDU-Gemeinderatsfraktion brachte ihr Vorsitzender Günter Bächle inzwischen einen Antrag ein. Danach soll die Stadtverwaltung berichten, wie stark das Programm in den vergangenen Jahren in Anspruch genommen wurde und in welchen Stadtteilen, ob die Mittel ausreichten, ob die Verwaltung Änderungsbedarf in den Förderrichtlinien sieht und wie sich das Programm auf das Öko-Konto der Stadt ausgewirkt hat.

Lokaltermin an der Steige. Mit dabei Bürgermeister Winfried Abicht.
Lokaltermin an der Steige. Mit dabei Bürgermeister Winfried Abicht.
Über den dem Enzkreis gehörenden Stützmauern sitzen die teilweise eingefallenen Trockenmauern, die wieder aufgebaut werden müssen.
Über den dem Enzkreis gehörenden Stützmauern sitzen die teilweise eingefallenen Trockenmauern, die wieder aufgebaut werden müssen.
 

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