Eberhard Gienger sieht Nachholbedarf im Sport
MÜHLACKER. Die präventive Wirkung des Sports für die Volksgesundheit im Gesetz zu verankern, sei eine der sehr wichtigen Aufgaben, sagte Eberhard
Gienger, früherer Spitzenturner und heutiges Bundestagsmitglied, auf dem
Neujahrsempfang der CDU Mühlacker.
Der Weltmeister am Reck von 1974 und mehrfache deutsche Meister, für
die CDU und den Wahlkreis Neckar-Zaber in Berlin, befasste sich als
Gastredner beim Neujahrsempfang des CDU-Stadtverbandes mit dem Thema "Die
Bedeutung des Sports in unserer Gesellschaft".
Ausgangspunkt seiner Überlegungen sei die gesellschaftliche Komponente
gewesen, denn mit der Frage, was Sport wirklich sei, damit hätten sich schon
viele Wissenschaftler beschäftigt und seien zu ähnlich vielen Ergebnissen
gekommen. Klar sei, "dass der Sport nicht mehr im Elfenbeinturm der idealen
Ziele zu Hause ist". Die Politik habe sich seiner zur Einflussnahme bedient
wie einst in der DDR.
Wenn der frühere Spitzenturner mit dem Wort Sport konfrontiert werde,
denke er zunächst an Kinder und Jugendliche, bei denen nach einer Studie von
vor acht Jahren heute ein weiteres Defizit an Bewegungsmangel und
Koordination zu verzeichnen sei. Es sei also ein Nachholbedarf vorhanden,
der in Kooperation zwischen Schule und Verein abgebaut werden müsse.
"Après-Turnen"
Sport bedeute aber auch gesellschaftliches Zusammenkommen, "nennen wir
es Après-Turnen", sagte Gienger den rund 100 Gästen im Pavillon der
Musikschule Gutmann. Gienger sieht den Sport in einer ausgleichenden
Funktion, "und die gewinnt immer mehr an Bedeutung".
Eine politische Funktion des Sports sei auch das Heranführen der
jungen Menschen an die Demokratie, denn Jugendarbeit sei auf demokratische
Strukturen angewiesen. Dazu gehöre auch, den Randgruppen den Weg zum Sport
zu öffnen. Zum Beispiel für Behinderte: Für sie stelle der Sport ein
Bewegungsfeld dar, "auf dem diese Erfahrungen machen, die sie sonst nicht
machen. Erfahrungen, die das Selbstbewusstsein stärken".
Um all dem gerecht zu werden, bedürfe es des Ehrenamtes, das zu einem
Wirtschaftsfaktor geworden sei. Auf 50 Milliarden Euro belaufe sich das
Ehrenamtsozialprodukt in Deutschland. Das bedeute, "die Ehrenamtlichen sind
nicht die Deppen sondern die Helden der Nation".
Gerhard Gründler
(aus "Pforzheimer Zeitung", Ausgabe vom 19. Januar 2004)