VPE will den Taktverkehr im Enzkreis weiter ausbauen
Werbeaktion für das billigere Job-Ticket geplant - Landrat antwortet auf Anfrage von CDU-Kommunalpolitikern
Mühlacker/Pforzheim. Im April dieses Jahres erfolgte im Auftrag der Verkehrsgemeinschaft Pforzheim/Enzkeis (VPE) eine Zählung und Befragung der Fahrgäste im südwestlichen Enzkreis, im Herbst und im kommenden Frühjahr sind die weiteren Teile des VPE -Gebiets an der Reihe. Dies ergab die Antwort von Landrat Werner Burckhart auf eine Anfrage von CDU-Kreisrat Günter Bächle (Mühlacker), der zusammen mit dem Senderstädter Stadtrat Matthias Lieb aktuelle Fragen des öffentlichen Personennahverkehrs aufgegriffen hatte.
Der Personennahverkehr ist, so der Landrat in seiner Antwort auf den Wunsch nach mehr Busverkehren im Takt, von einer Vielzahl an Faktoren und Vorgaben abhängig: Finanzierung der zu fahrenden Leistungen, Betriebszeiten der Firmen, Berücksichtigung der Unterrichtszeiten, die immer mehr Schulen über den ganzen Tag hinweg ausdehnen, wirtschaftlicher Einsatz der Fahrzeuge, Vorhandensein von Fahrzeugen, kein "zeitlicher Knoten" des Bahnverkehrs. Diese Vorgaben führten dazu, dass nicht auf allen Linien ein reiner Taktverkehr angeboten werden könne. Wenn ein Ort eine gewisse Größe und Struktur erreicht habe - wie das etwa bei Niefern der Fall sei - werde es schwierig, alle Siedlungsgebiete in gleichem Maße zu erschließen, da es innerorts unterschiedliche Fahrwege der Buslinie geben müsse. Das führe aber dazu, dass es unter vertretbaren wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht möglich sei, jede Haltestelle im Takt anzufahren. Ein Blick in das VPE - Fahrplanbuch zeige aber, dass auf den meisten Hauptlinien, wo der Bus verkehrt, bereits ein Taktangebot besteht. Auf weiteren Linien (Beispiel: Linie 716, 733, 734) seien Taktzeiten geplant, so zum Dezember 2002 und im kommenden Jahr.
Die beiden CDU-Kommunalpolitiker hatten laut Pressemitteilung der CDU-Kreistagsfraktion beklagt, dass durch das neue Buskonzept für Niefern fast keine Verbindung mehr von Niefern bis Mühlacker bestehe, da der Bus Niefern-Enzberg gestrichen worden sei. Der Bus habe bisher stündlich in Enzberg Anschluss an die Bahn in Richtung Stuttgart gehabt. Dazu antwortete der Landrat: Die Anbindung des Bahnhofs Niefern werde nicht nur durch die direkten Fahrten bis zur Wendeplatte am Bahnhof gewährleistet - von der Haltestelle Vorort laufe man circa drei Minuten bis zum Bahnsteig. Somit bestünden weitere zwölf Anschlussmöglichkeiten auf die Züge nach und von Stuttgart. Einer zusätzlichen Ausdehnung der Fahrten direkt zur Wendeplatte stehe der Verbund durchaus aufgeschlossen gegenüber, vorausgesetzt, das derzeitige Umsteigeraufkommen ist zumindest zufriedenstellend. Burckhart: "Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass jede Stichfahrt zum Bahnhof einen Umweg bedeutet für Fahrgäste, die rasch und auf direktem Weg nach Pforzheim wollen."
Die Aussage in der Anfrage, dass im Enzkreis eine Vernetzung mit Zug-Fahrzeiten nur schlecht umgesetzt ist, sei nicht richtig. Außer in Mühlacker bestünden in Illingen (Linie 594), Königsbach (Linie 731), Remchingen (Linie 722), Vaihingen (Linie 576), Bretten (Linie 733) und Ittersbach (Linie 720) Anschlüsse an die Bahn. Dies gelte seit dem 16. Juni 2002 auch für die Linie 751 in Enzberg (Bahn Richtung Pforzheim). Vom 15. Dezember 2002 an werde im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der Enztalbahn in Neuenbürg ein Übergang Bahn / Bus geschaffen. In Pforzheim bestünden ohnehin bei den meisten Buslinien Anschlussmöglichkeiten auf den Zug sowie bei den Buslinien untereinander. Weitere diesbezügliche Planungen sind nach Mitteilung des Landrates vorgesehen.
Was das Job-Ticket betrifft, so werde demnächst eine große Werbeaktion gestartet, mit dem Ziel, weitere Firmen für diesen günstigen Tarif zu gewinnen. Bächle hatte wissen wollen, wann in Mühlacker das Job-Ticket angeboten werde; dazu wird in der Antwort keine Angabe gemacht.
Es sei richtig, dass aufgrund der Sicherheitsanforderungen das Mehrwegkartensystem reformiert werden müsse. Lieb und Bächle hatten daran erinnert, dass diese Karten nicht fälschungssicher seien. Burckhart: Die VPE "hat allerdings ein Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, den finanziellen Schaden zu begrenzen. Als Beleg sei hierfür genannt, dass im laufenden Jahr 2002 mehr Aufbuchungen als Abbuchungen bei der Mehrwegkarte zu verzeichnen waren." Daher bestehe kein Handlungsdruck. "Wir werden allerdings die Entwicklung des VDV zur Vereinheitlichung der Kartensysteme in Deutschland genauestens verfolgen, um bei einer Reform unseres Systems, etwa in zwei bis drei Jahren, keine Insellösung mehr im VPE zu haben."
Die Einführung des Rechnergesteuerten Betriebsleitsystems mit dem die Ampelbeeinflussung erfolgt, laufe seit circa zwei Jahren bei den Stadtbussen Pforzheim. Die Ampelbeeinflussung für die Regionalbusse werde in den nächsten zwölf Monaten abgeschlossen sein.
Der Landrat verteidigte die Einbeziehung der Busunternehmer - 45 Prozent Einfluss beim VPE - und meinte, diese sei gewollt, weil "wir einen Verkehrsverbund nicht als alleinige Aufgabe der Gebietskörperschaften angesehen haben und die Unternehmen mit in die finanzielle Verantwortung für die Geschäftsstellenkosten einbinden wollten." Selbstverständlich werde man die weitere Entwicklung im Auge behalten. Die CDU-Kommunalpolitiker hatten kritisiert, die Busunternehmer damit sowohl Besteller als auch Lieferanten von Leistungen sind. In anderen Verbunden werde versucht, klar zu trennen.