Landrat will bei Tagesticket den Stuttgarter Verbund als Mitbezahler
Röckinger: Wäre dem Karlsruher Verbund gegenüber nur fair – Antwort auf CDU-Anfrage
Pforzheim/Mühlacker. Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) und der Deutschen Bahn AG kann eine gemeinsame Tageskarte eingeführt werden, wenn der Verkehrsverbund Pforzheim/Enzkreis (VPE) pro Person 15 Euro drauf legt, schreibt Landrat Karl Röckinger auf eine Anfrage des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Günter Bächle (Mühlacker). Röckinger fordert nun, dass der VVS sich an diesen Kosten beteiligt.
In dem Betrag enthalten seien der Anspruch auf Übernahme des Abmangels der Unternehmen im VPE-Gebiet sowie der DB und des VVS für die Nutzung des Stuttgarter Stadtverkehrs. Gehe man von einem marktverträglichen Preis von 15 Euro für eine gemeinsame Tageskarte aus, würde ein Defizit in gleicher Höhe entstehen. Löse man eine gemeinsame Fünf-Personen-Tageskarte für 25 Euro, entstünden dort - je nach festgelegtem Nutzungsgrad - zwischen 45 Euro und 125 Euro Verlust. Der VVS würde sich, so Röckinger, an einem Verlust nicht beteiligen.
Eine weitere denkbare Lösung bestünde darin, die Tageskarten erst von 9.00 Uhr an gelten zu lassen. Der Landrat: „Damit wäre nur der Verlust zu dem Preis des Baden-Württemberg-Tickets zu tragen.“ Dieses koste 19 Euro für Single und 28 Euro für eine Fünf-Personengruppe. Neben diesem Angebot gebe es noch das Regio-Ticket der DB, das 50 Kilometer gelte und für Mühlacker interessant sei, da damit Stuttgart erreicht wird. Es koste zehn Euro. Mit dem DB-Tarif sei auch die Innenstadt Stuttgart mit zahlreichen Tarifpunkten erschlossen. Ein weiteres Ticket um 15 Euro hätte nach Meinung Röckingers keine guten Marktchancen. Ein Fünf-Personenticket um 25 Euro liege ebenfalls preislich nahe beim Baden-Württemberg-Ticket von 28 Euro.
Der VPE versucht laut Röckinger neue Marktchancen zu nutzen. Wegen der heute schon oft kritisierten Ticketvielfalt sollte aber ein neuer Fahrschein nach VPE-Angaben mindestens im Jahr 5000-mal verkauft werden. Diese Chance sieht der VPE bei dem errechneten Preis nicht. Reelle Marktchancen würden nur einem Tagesticket gegeben, das vor 9.00 Uhr gilt. Hierfür seien aber derart hohe Zuschüsse notwendig, dass diese in keinem sinnvollen Verhältnis zum Kundennutzen stehen, meint der Landrat. „Es ist und bleibt notwendig, dass sich der VVS mit an der Finanzierung beteiligt.“
Der VPE habe seine Beweglichkeit mit dem Regio-X-Ticket bewiesen, da dort der Karlsruher Verkehrsverbund mitfinanziert. „Im Übrigen kam die Erfindung grenzüberschreitender Tageskarten aus unserem Raum“, so der Landrat. Der VPE würde jederzeit eine gemeinsame Tageskarte mit dem VVS einführen, wenn sich der VVS angemessen am Abmangel beteilige. Dies alleine schon aus Gründen der Fairness gegenüber dem KVV.
„Wenigstens werden nun Zahlen genannt, über die geredet werden kann“, kommentierte Kreisrat Bächle die Antwort des Landrats. Die Tarifhürden im Herzen Baden-Württembergs seien antiquiert. Niemand sei gedient, wenn nun aber der Landrat versuche, das Problem herunterzuspielen und neue Hürden aufbaut. Immerhin sei es dem Verkehrsverbund Calw gelungen, wenn auch nur auf den Dezember beschränkt, eine Lösung mit dem VVS zu finden. Die CDU-Fraktion fordert vom VPE ernsthafte Verhandlungen mit dem Stuttgarter Verbund.
(05.12.2008)