Hilfe für Schuldner: Sachbearbeitung und nicht nur Beratung
Bei der Beratungsstelle des Enzkreises gibt es in spätestens vier Wochen den ersten Termin - Landratsamt: Dezentrale Sprechstunden nicht sinnvoll - Anfrage von CDU-Kreisrat Günter Bächle (Mühlacker) beantwortet


Enzkreis. Die Schuldnerberatung des Enzkreises ist in der Lage, nach spätestens vier Wochen ein Erstgespräch anzubieten, heißt es in einer Antwort der Kreisverwaltung auf eine Anfrage des CDU-Sprechers im Sozial- und Krankenhausausschuss des Kreistags, Kreisrat Günter Bächle (Mühlacker). Spezielle Sprechstunden außerhalb des Landratsamtes seien nicht sinnvoll, Verbindungen zu der Einrichtung des Landkreises könnten jedoch über die Sachbearbeiter in den Rathäusern hergestellt werden.

In seiner Anfrage wollte Bächle wissen, ob die Beratungsstelle auch dezentrale Angebote schaffen kann und ob es zutrifft, dass die Wartezeiten auf einen ersten Termin länger als vier Wochen sind. Die Schuldnerberatungsstelle war, was die Wartezeiten betrifft, nach Angaben der Kreisverwaltung im Jahr 2003, bedingt durch einen Mutterschaftsurlaub und einen Todesfall, und der aus verschiedenen Gründen nicht nahtlosen Wiederbesetzung dieser Stellen tatsächlich aus dem Tritt gekommen, schreibt Sozialamtsleiter Wolfgang Steimer laut Pressemitteilung der CDU-Kreistagsfraktion: "Dies ist jedoch wieder aufgearbeitet und für 2004 kein Thema. Auch wir sind wieder in der Lage, nach spätestens vier Wochen ein Erstgespräch anzubieten."

Trotz der schwierigen Personalsituation im Jahr 2003 hat die mit zwei Stellen besetzte Schuldnerberatungsstelle des Enzkreises nicht nur 195 laufende Fälle weiterbearbeitet, sondern auch noch 123 Neuanträge in Bearbeitung genommen, heißt es in der Antwort des Kreissozialamtes auf die Anfrage von Günter Bächle.

Die Nachfrage bei der Schuldnerberatung des Landratsamtes lasse keineswegs darauf schließen, dass das Beratungsangebot im östlichen Kreisgebiet nicht bekannt ist. "Regelmäßige Werbung für unser Angebot können wir nur dann machen, wenn wir bereit sind, einer dann eintretenden Nachfrage auch personell gerecht werden zu können." Der Schuldnerberatungsstelle der Diakonischen Bezirksstelle Mühlacker sei es unbenommen, auch auf das Angebot des Landkreises hinzuweisen.

Die Auffassung der Befürworter einer gesonderten Beratung in Mühlacker, die Schuldner hätten oftmals nicht mal mehr das Geld für eine Fahrkarte nach Pforzheim, um die Stelle im Landratsamt aufzusuchen, hat, so Steimer, "bei uns Kopfschütteln ausgelöst". Die Schuldnerberatungsstelle erbringe keine Geldleistungen. Dies sei kein Problem der oder für die Schuldnerberatung, sondern bestenfalls für die Sozialhilfe. Hier hätten Bürger aus Mühlacker die Möglichkeit zur Vorsprache bei der zuständigen Sachbearbeitung im Rathaus Mühlacker, die dann mit den Enzkreis-Sachbearbeitern für die Hilfe zum Lebensunterhalt Kontakt aufnehme.

Der Enzkreis weigere sich nicht, eine Sprechstunde der Schuldnerberatung in Mühlacker einzurichten. Steimer: "Wir haben gegenüber dem Bürgermeisteramt Mühlacker lediglich erklärt, dass wir ein solches Angebot für nicht sinnvoll erachten." Vielleicht führe der Begriff Schuldner"beratung" zu falschen Vorstellungen. "Wir sind über diesen Begriff ohnehin nicht sehr glücklich."

Bei dieser Arbeit, so wie wir sie erledigen, handle es sich eben nicht um Beratung, die man im Rahmen einer Sprechstunde erledigen kann, sondern um echte Sachbearbeitung: "Ohne Terminierung gibt es keine Schuldnerberatung." Das Erstgespräch und dann vielfach dabei das Aufarbeiten der Unterlagen, welche in der Regel über Jahre hinweg gesammelt und unsortiert worden seien, nehme häufig mehrere Stunden in Anspruch. Hierbei sei die Sachbearbeiterin auf diverse Hilfsmittel, zum Beispiel spezielle EDV-Programme angewiesen. Im Folgenden bemühe sich die Sachbearbeiterin zusammen mit den Gläubigern Lösungen zu finden, beteilige sich gegebenenfalls im Abzahlungsverfahren. Falls nötig, würden die Vorbereitungen für eine Privatinsolvenz getroffen.

Die Kreissparkasse ist nach Steimers Angaben überwiegend im Bereich der Prävention engagiert. Eine Sachbearbeiterin habe im Jahr 2003 insgesamt 49 Veranstaltungen in Schulen informiert. Für 2004 seien bereits 40 Veranstaltungen terminiert. Eine weitere Mitarbeiterin führe noch Individualberatungen in Rahmen der Haushaltsberatungen durch.

(21.03.2004)