CDU-Fraktion im
Gemeinderat der Stadt Mühlacker
P R E S S E M I T T E I L U N G


CDU-Gemeinderatsanfrage zur Sprachförderung bei ausländischen Eltern -
Beitrag zur Integration:
Stadt plant dezentrale Angebote - Beginn in Lienzingen - Jedes zweite Elternpaar interessiert sich für Deutsch-Kurse

Mühlacker. Mit der Sprachförderung für ausländische Kinder sollen auch deren Eltern erreicht und das Interesse am Erlernen der deutschen Sprache geweckt werden. Darin ist sich die CDU-Gemeinderats-
fraktion mit der Stadtverwaltung einig. Welche Fortschritte inzwischen erzielt worden sind und wie es mit den Sprachkurs-Angeboten an die Eltern aussieht, wollte für die Fraktion deren Vorsitzender, Stadtrat Günter Bächle, durch eine Anfrage an die Stadtverwaltung erfahren. Die Antwort ergab: Im Rathaus setzt man auch auf dezentrale Angebote.

"Wie weit werden bei der laufenden Sprachförderung in den Kindergärten und Schulen inzwischen auch die Eltern erreicht (vor allem türkische Frauen), damit in den Familien verstärkt deutsch gesprochen wird und vor allem türkische Frauen verstärkt für deutsche Sprachkurse gewonnen werden können", heißt es in der Anfrage des CDU-Fraktionsvorsitzenden.  Bächle wollte wissen, ob die Sprachförderinnen gezielt die Eltern beziehungsweise die Mütter ansprechen. " Bei der Ausweitung der Sprachförderung nach dem Denkendorfer Modell waren sich alle im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates  einig, dass auch versucht werden muss, die Eltern erreichen. Wir interessieren uns dafür, ob es hier Erfolge gibt." Dies sei auch eine Frage des Erfolg der Integration.

Die im Rahmen der Sprachförderung bedingt mögliche Elternarbeit war und ist auf zwei Aspekte ausgerichtet, steht in der Antwort der Stadtverwaltung: "Das Interesse der Eltern an der Sprachförderung ihrer Kinder zu wecken und damit die Motivation der Kinder zu stärken (sich vom Kind zeigen lassen, was es gelernt hat. Und: Die Eltern hinsichtlich der Notwendigkeit der deutschen Sprache für sich selbst zur Unterstützung ihrer Kinder bei der Integration und schulischen Laufbahn zu sensibilisieren."

Mit dem flächendeckenden Einstieg in die Sprachförderung im Mai vorigen Jahres habe die Elternarbeit zunächst vorrangig aus verschiedenen Einzelgesprächen bestanden. Im Kindergartenbereich hätten die Sprachförderinnen zum Teil an Elternabenden des Kindergartens teilgenommen und über die Sprachförderung berichtet. An den Schulen würden derzeit Elternabende speziell für die Eltern der Sprachförderkinder abgehalten. Dabei würden die Eltern (meistens seien die Väter anwesend) auch auf die Notwendigkeit eigener Deutschkenntnisse (insbesondere der Ehefrauen, die die Kinderbetreuung übernehmen) hingewiesen.

Die Stadtverwaltung weiter: "Ein Phänomen ist auch, dass häufig türkische Eltern angetroffen werden, die selbst sehr gut Deutsch sprechen, aber nicht mit ihren Kindern." Von den Sprachförderinnen werde in den Abenden und Gesprächen darauf hingewiesen, dass die Eltern mit ihren Kindern täglich eine ausreichende Zeit Deutsch sprechen sollten. Eine weitere Besonderheit sei, dass manche Eltern ein unzureichendes Türkisch und ein unzureichendes Deutsch sprechen. Somit hätten die Kinder in keiner der beiden Sprachen eine grammatikalisch korrekte Sprachstruktur, was den Spracherwerb für Deutsch deutlich erschwere. Den Kindern stünden dadurch keine "Sprachbilder" zur Verfügung, die zur Übersetzung beziehungsweise zur gedanklichen Vernetzung dringend erforderlich wären.

Für die Beobachtung der Sprachentwicklung der Kinder im Kindergarten seien Beurteilungsbogen entwickeltet worden, die erstmals Ende vorigen Jahres ausgefüllt worden seien. Darin enthalten sei unter anderem auch eine Rubrik Eltern, in der die Deutschkenntnisse der Eltern und ihr Interesse an der Sprachförderung erhoben werden. Dabei zeigte sich, dass 55 Prozent der Eltern (zumindest ein Elternteil) über Deutschkenntnisse, 33 Prozent teilweise und nur 17 Prozent  über gar keine Deutschkenntnisse verfügen. Die hier benannten Deutschkenntnisse seien häufig aber nur ein flacher Wortschatz für den notwendigsten Alltagsbedarf. 49 Prozent zeigten Interesse an der Sprachförderung, 38 Prozent teilweise und 13 Prozent gar kein Interesse. Eine Vergleichserhebung sei für Juni geplant.

"Einzelne Anfragen von Müttern nach Deutschkursen wurden seither an die Volkshochschule weitergereicht, die in der Familienbildung fortlaufend Deutschkurse für ausländische Frauen anbietet", so die Stadtverwaltung weiter in der Antwort an die CDU-Fraktion.  Aus den beiden Lienzinger Kindergärten hätten sich Ende vorigen Jahres einige interessierte Mütter gemeldet, die allerdings den Wunsch eines Deutschkurses in den Räumlichkeiten des Kindergartens und nicht in der Kernstadt hatten. Diese Tendenz entspreche auch Äußerungen von Vätern bei den  Elternabenden, die bei Wohnortnähe ein geringeres Hindernis für die Teilnahme ihrer Frauen sehen.  Die Volkshochschule plane - nach genauer Bedarfsabklärung bei den Familien der Sprachförderkinder und verbindlicher Anmeldung - voraussichtlich im September mit einem dezentralen Deutschkursangebot in Lienzingen einzusteigen. Je nach Resonanz und Kontinuität seien dann weitere dezentrale Angebote an verschiedenen Einrichtungen vorstellbar. "Die Deutschkurse sollten für die Frauen am Vormittag stattfinden, da in dieser Zeit die kleineren Kinder im Kindergarten sind."

Es sei beabsichtigt, mit den Anmeldebogen zur Sprachförderung für das kommende Schuljahr auch die Bereitschaft der Mütter - an einem Sprachkurs teilzunehmen - abzufragen. Die Elternarbeit sei ein langwieriger Prozess und müsse auf Veränderungen in kleinen Schritten ausgerichtet sein. Hinsichtlich der Teilnahme der Eltern an eigenen Deutschkursen, wären die dezentralen Angebote zumindest ein Versuch, eventuell bestehende Hürden abzubauen, meint die Stadtverwaltung und darin stimmt ihr die CDU-Fraktion ausdrücklich zu. Sicherlich könnten aber auch damit nicht alle erreicht werden. Zur Praktizierung der deutschen Sprache im häuslichen Bereich der Familien könne keine Aussage gemacht werden. Allenfalls werde dies  - wenn überhaupt - erst eine Folge des erfolgreichen Deutsch Lernens der Eltern sein. "Die Muttersprache wird hier jedoch sicherlich die Dominanz behalten."

(15.06.2002)