CDU-Stadträtin Ute Fleig wirbt für einen CAP-Markt im Mühlehof:
Funkstille beklagt und Nahversorgungsangebot vermisst


Mühlacker. Für eine Dauerlösung im Untergeschoss des Mühlehofs hat sich die CDU-Gemeinderatsfraktion ausgesprochen. Nach dem Auszug von Minimal sei es wichtig, dass der Eigentümer des gewerblichen Teiles wieder einen Lebensmittelmarkt gewinnt, der die Fläche mietet und so auch die Nahversorgung der Innenstadt sichert. Stadträtin Ute Fleig hatte die Idee: einen CAP-Markt zu gewinnen.

Zwar liege die Verantwortung für den gewerblichen Teil des Mühlehofs nicht bei der Stadt, sondern beim Eigentümer beziehungsweise dem Zwangsverwalter, sagte Fraktionsvorsitzender Günter Bächle. Doch könne es der Stadt nicht egal sein, dass nun seit Monaten das Untergeschoss des Mühlehof leer steht, heißt es in einer Pressemitteilung der Fraktion. Doch seit Monaten herrsche Funkstille in der Stadtverwaltung. Zusagen, den Gemeinderat zeitnah wieder zu informieren und auch die Ergebnisse eines Fachbüros vorzulegen, seien bisher nicht eingehalten worden, bedauerte Bächle. Die CDU-Fraktion dränge nun auf eine zügige und umfassende Information des Gemeinderats durch die Verwaltung. Zahlreiche Bürger aus der Innenstadt und den angrenzenden Wohngebieten wie dem Stöckach und dem Senderhang würden diese wohnungsnahe Einkaufsmöglichkeit vermissen.

In diesem Zusammenhang berichtete CDU-Stadträtin Ute Fleig, dass sie versucht habe, einen Kontakt zwischen Stadtverwaltung, Zwangsverwalter und der Genossenschaft der Werkstätten (GDW) zu vermitteln. "Seit fast einem halben Jahr bin ich hinter der Sache her, ohne dass Stadt und Zwangsverwalter die notwendige Klarheit geschaffen haben", so Fleig. Sie habe deshalb nochmals nachgehakt.

Geprüft werden muss nach Fleigs Auffassung, ob das Untergeschoss des Mühlehofs für einen CAP-Markt genutzt werden kann. Hierzu seien Wirtschaftlichkeitsberechungen sowie die Suche nach einem Träger notwendig. Grundkonzept der CAP-Märkte sei es, vorhandene Versorgungslücken für diejenigen Bewohner einer Gemeinde zu schließen, die auf ein, zur Fuß erreichbares, Angebot zur Deckung ihres täglichen Bedarfs angewiesen sind. Der Betrieb von Vollsortimentsgeschäften im Ortskern eröffne die Möglichkeit, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung einzurichten. CAP-Märkte trügen durch die Zusammenarbeit von behinderten und nichtbehinderten Menschen zur Integration Behinderter in die Gesellschaft bei. Träger könne ein lokaler Verband sein, wobei Ute Fleig sagte, hier schon Kontakte aufgenommen zu haben, die durchaus positiv seien.

Basis sei, so Fleig weiter, ein gemeinsamer Marktauftritt mit einem eingetragenen Markenzeichen. Die Erfolgsaussichten hingen von Standortbewertung und Wirtschaftlichkeitsberechnung ab. Bisher gebe es solche Märkte in 13 deutschen Städten und Gemeinden, darunter Nürtingen, Stetten, Filderstadt und Hamburg. Das Modell: Eine Behinderteneinrichtung betreibt einen Lebensmittelmarkt. In der Regel arbeiten neben einem Marktleiter und seinem Stellvertreter sowie einer erfahrenen Kassenkraft etwa acht Behinderte in den Geschäften mit. Philosophie sei es, diesen Menschen mit stark integrativen Arbeitsplätzen einen Lebensmittelpunkt zu bieten. Der Vorteil: Sie brauchen nur die schwarze Null im Betriebsergebnis, so Ute Fleig weiter.

CAP-Märkte gibt es, so die Stadträtin, in Deutschland seit 1999. CAP leite sich aus dem englischen Wort "handicap" ab. Die Idee eines von behinderten und nichtbehinderten Menschen gemeinsam betriebenen Supermarktes sei von der "Gemeinnützigen Werkstätten und Wohnstätten GmbH" in Sindelfingen entwickelt worden. Das Modell werde nun über ein Franchise-System in ganz Deutschland verbreitet. Allen Märkten gemeinsam sei der Markenname "CAP...der Lebensmittelpunkt", der gemeinsame Einkauf bei einem Hauptlieferanten und der intensive Informationsaustausch sowie die Hilfe bei der Schulung und Einarbeitung aller Mitarbeiter.

Die CAP-Märkte hätten das Ziel, behinderte Menschen für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Zugleich würden die Märkte nach betriebswirtschaftlichen Gesichtpunkten und mit modernen Methoden (zum Beispiel Einsatz eines elektronischen Warenwirtschaftssystems) geführt. Im Sortiment eines CAP-Marktes befänden sich cirka 7.000 Artikel, der Schwerpunkt liege dabei auf frischen Produkten wie Obst, Gemüse und Molkereiprodukten sowie Serviceangeboten, die in der näheren Nachbarschaft nicht verfügbar sind. Nach einer Untersuchung der Universität Stuttgart aufgrund einer Kundenbefragung seien die CAP-Märkte ausgesprochen sauber und kundenfreundlich.

(02.01.2004)