Mautgipfel eher eine Bachvertiefung
 
Pforzheim/Mühlacker. Der Mautgipfel des Landratsamts erwies sich eher als eine Bachvertiefung, schreibt der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion Mühlacker und Kreisrat Günter Bächle. Denn Maßstab sei wohl das Motto gewesen: Wasch’ mir den Pelz, mach’ mich aber nicht nass. Auch dies sei ein Beleg für die mangelnde Bodenhaftung der Kreisverwaltung, die im Rahmen der deutlichen Zentralisierungstendenzen – alles nach Pforzheim! – offenbar draußen in den Kreisgemeinden nicht mehr so präsent sein könne, dass sie wisse, wo die Menschen der Schuh drückt, so der Christdemokrat.
 
Die Kreisverwaltung verlege sich in ihrer Haltung zu den Maut-Umgehern darauf, möglichst niemandem weh zu tun – nur das Schicksal der Menschen, die zum Beispiel an der B-10-Ortsdurchfahrt Mühlacker leben müssen, wiege nicht genügend. Dabei sei es deren Gesundheit, die auf dem Spiel steht. Deshalb schließt sich der CDU-Kommunalpolitiker der Kritik des Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum an: „Ich beobachte täglich, wie sich seit der Maut-Einführung halb Europa auf der B 10 und B 35 versammelt. Wer einen besonderen Eindruck gewinnen will, sollte sich mal von Pforzheim weg bewegen und sich morgens und abends an die Enzweihinger Steige stellen.“ Nicht umsonst weise die automatische Verkehrszählstelle an der B 10 in Enzweihingen den mit knapp 40 Prozent höchsten Zuwachs an Lastkraftwagen seit Einführung der Maut im Land aus. Diese Brummi-Flut ergieße sich auch über die B-10-Ortsdurchfahrt Mühlacker und die B 36 ab Illingen in Richtung Bruchsal. Die Menschen in den Wohngebieten zum Beispiel von Lienzingen, die an die B 35 angrenzen, spürten dies alltäglich.
 
Die vom Mautgipfel ausgehenden Forderungen, den Ausbau der Autobahn zwischen Pforzheim und Leonberg zu beschleunigen, bringt nach Auffassung des Fraktionsvorsitzenden den betroffenen Menschen an den den Landkreis durchquerenden Bundesstraßen aktuell und in den kommenden Jahren gar nichts. „Wir hätten uns konkrete Gegenmaßnahmen vom Mautgipfel erhofft, damit die Lastkraftwagen zurück gedrängt werden dorthin, wo sie hingehören: auf die Autobahn, auch wenn dort Maut verlangt wird.“ Aber vor lauter Lobbyisten-Bedenken geschehe gar nichts. Zu hoffen sei nun auf die Entscheidungskraft des Landes, aber auch des Regierungspräsidiums Karlsruhe etwa beim Luftreinhalteplan für Mühlacker.
 
(27.11.2005)